„Gänseblümchen“-Markt auf Raumsuche

„Wir brauchen mehr als einen Klassenraum“

Von Marita Rinke

HEIDEN. Seit 29 Jahren nehmen Ehrenamtliche der Aktion „Gänseblümchen“ in Heiden gut erhaltene Kinder- und Jugendkleidung an, um sie für den guten Zweck zu verkaufen. Doch nun sind sie skeptisch, ob sie ihr Engagement noch lange fortsetzen können. Der Platz, der aktuell für sie im geplanten „Haus der Vereine“ vorgesehen ist, reicht aus Sicht des Teams bei weitem nicht aus. Aus dem Souterrain des Pfarrheims von St. Georg wiederum müssen die Frauen mit ihrem ehrenamtlichen Angebot raus, sobald das neue Pfarrheim in der Ortsmitte fertig ist.

Ob sie 2018 das 30-jährige Bestehen noch feiern werden? Petra Jokiel, Sprecherin des Teams und fast von Anfang an dabei, sowie ihre Mitstreiterinnen Ulrike Stork und Angelika Möllmann zucken die Achseln. „Wir müssen sehen.“

Rund 500 Kundinnen aus der Region und darüber hinaus nutzen regelmäßig die zwei monatlichen Öffnungstage des gut sortierten Marktes. Sein Domizil hat dieser seit 2010 im Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde, als deren Gruppe die Aktion auch geführt wird. Seit bekannt ist, dass im Neu- und Anbau an die Pfarrkirche St. Georg jedoch kein Platz mehr für das Angebot sein wird, ist das Team auf der Suche nach neuen Räumen.

Hoffnung schöpften die Frauen, als die Gemeinde Heiden vor etwa zwei Jahren begann, sich über die Folgenutzung der Ludgerus-Hauptschule Gedanken zu machen. In den Entwürfen für das im Ostflügel geplante „Haus der Vereine“ ist die Aktion „Gänseblümchen“ auch vorgesehen – allerdings lediglich mit einem Raum von rund 60 Quadratmetern.

„Das reicht bei weitem nicht“, betont Jokiel. Sie hatte bereits dem früheren Bürgermeister Heiner Buß ein Nutzungskonzept vorgelegt. „Wir brauchen die doppelte Fläche für den Verkauf und ein Lager“, unterstreicht auch Ulrike Stork. Beide beklagen, dass sich bisher niemand aus Politik und Verwaltung einen Eindruck von dem Angebot gemacht hat. Für nächsten Montag habe sich nun Bürgermeister Hans-Jürgen Benson angemeldet. „Politiker aller Fraktionen sind ebenfalls gern gesehen“, fügt Jokiel hinzu.

Zwei Mal im Monat – außer in den Ferien – hat der Kinder- und Jugendkleidermarkt vormittags beziehungsweise an einem Montag auch nachmittags geöffnet. Zwölf Ehrenamtliche nehmen während dieser Zeiten Waren entgegen, beraten die Kundschaft und verkaufen. Vier Mal pro Woche treffen sich die Frauen für weitere rund zwölf Stunden, um die gespendeten Waren zu sortieren und in die Regale einzusortieren sowie abzurechnen.

Das Angebot reicht vom gebrauchten Body für 50 Cent bis hin zu gut erhaltenen Markenartikeln für 20 Euro. Hinzu kommen Bedarfsartikel wie Kinderwagen, Autositze, Hochstühle und dergleichen mehr, die im Pfarrsaal angeboten werden.

20 Prozent des Verkaufserlöses behält die Aktion „Gänseblümchen“ ein, um damit bedürftige Familien sowie die Kinder- und Jugendarbeit zu unterstützen. Im Jahr 2016 seien knapp 5000 Euro für den guten Zweck gespendet worden.

„Würden wir in eines der leer stehenden Ladenlokale in Heiden umziehen, müssten wir Miete bezahlen“, schildert Ulrike Stork weitere Überlegungen des Teams. Doch selbst wenn ein Vermieter diese gering ansetzte, entstünden Kosten von voraussichtlich rund 500 Euro im Monat. „Es bliebe also nichts mehr über, um zu spenden“, bilanziert Stork. Damit sei aber das Ziel, für das sie und ihre Mitstreiterinnen ihre Zeit zur Verfügung stellten, hinfällig.

Noch hoffen die Frauen der Aktion „Gänseblümchen“ auf eine Lösung in der jetzigen Ludgerus-Hauptschule – und auf Unterstützung – sowohl der politischen als auch der kirchlichen Gemeinde. „Wir führen Gespräche mit beiden“, sagt Petra Jokiel.

Am Dienstag, 7. März, wird sich der Arbeitskreis Hauptschulnutzung ab 17 Uhr zu einer öffentlichen Sitzung im Sitzungssaal des Rathauses treffen. Themen sind die Nutzung des Westflügels als „Haus der Vereine“ als auch des Ostflügels als Kindergarten.

Borkener Zeitung, 02. März 2017


Sortieren die Kleiderspenden (von links): Angelika Möllmann, Ulrike Stork und Petra Jokiel. Foto: Rinke